Gründungsgedanken
Schon seit der Gründungsphase der Schule lebte in Elternschaft und Kollegium die Absicht, einen Lehrplan zu entwickeln, der die intellektuelle, handwerkliche und künstlerische Bildung auf allen Ebenen gleichwertig und ausgewogen berücksichtigt, sodass die Schülerinnen und Schüler alle diese Fähigkeiten angemessen erproben können. Dazu wurde der traditionelle Waldorf-Lehrplan so umstrukturiert und ergänzt, dass der handwerklich-praktische und der künstlerische Bereich in den Klassen 7 bis 10 in Kursform gestaltet werden, und in den Klassen 10 bis 12 Betriebspraktika für alle Schülerinnen und Schüler stattfinden.
7. bis 10. Klasse: Grundbildung in 16 Gewerken
In den Klassen 7 bis 10 erhalten die Schülerinnen und Schüler, wiederum in halbe Klassen unterteilt, Handwerks- und Kunstunterricht in jeweils drei- bis vierwöchigen Kursen. Diese umfassen je eine Doppelstunde nach dem gemeinsamen Mittagessen, das in der Schulküche zubereitet wird. In der 7. und 8. Klasse erstreckt sich der Kursplan noch nicht über das ganze Schuljahr, sodass sich die Kinder allmählich an einen Schultag gewöhnen können, der ab der 9. Klasse regelmäßig bis 15.15 Uhr dauert. Dabei erfolgt die praktische Arbeit von Montag bis Donnerstag. Der Freitag ist Berichtstag, d. h., das eigene Tun wird mündlich vorgetragen und schriftlich in einem Berichtsheft vertieft. Zudem erhalten die Schülerinnen und Schüler an diesem Tag Einblick in Material- und Werkzeugkunde.
10., 11. und 12. Klasse: Praktische Ausbildung in den Betrieben
Nachdem jede Schülerin und jeder Schüler im Rahmen der verschiedenen Handwerks- und Kunstkurse unterschiedliche Materialien, Techniken und Arbeitsanforderungen kennen gelernt hat, setzt in diesen beiden Schuljahren eine kontinuierliche Tätigkeit in einem bestimmten Arbeitsbereich ein. Der Überblick wird abgelöst von der Vertiefung. Im Laufe der 10. Klasse entscheiden sich die Schülerinnen und Schüler für ein Gewerk bzw. eine Einrichtung, in der sie in den nächsten zwei Jahren ihre Betriebspraktika absolvieren wollen. In mehreren Gesprächen werden die Wünsche der Schülerinnen und Schüler auf ihre Umsetzbarkeit geprüft, wobei das Kollegium berät und Anregungen gibt, sodass bis Ostern des Schuljahres möglichst jede Schülerin und jeder Schüler einen Praktikumsplatz gefunden hat. In den Klassen 10 und 11 sind die Jugendlichen jeweils eimal bzw. dreimal vier Wochen ganztägig in den Arbeitsablauf ihres Meisterbetriebes oder ihrer sozialen Einrichtung eingebunden, in der 12. Klasse nutzen diejenigen, die in eine berufliche Ausbildung streben, das letzte Praktikum, für die berufliche Bildung, diejenigen, die im nächsten Schuljahr die Qualifikationsphase besuchen wollen, die schulische Vorbereitungsepoche. Für die vier/fünf Betriebspraktika erhalten die Jugendlichen von ihrem Meister oder Ausbilder ein Zeugnis. Sind bestimmte Voraussetzungen erfüllt, so kann dies zur Anerkennung eines ersten Lehrjahres im betreffenden Bereich führen.
Das Kollegium tat sich anfangs nicht leicht mit der Vorstellung, die Schülerinnen und Schüler einen ganzen Monat lang nicht in der Schule zu haben. Mittlerweile hat sich alles gut eingespielt, und viele Jugendliche freuen sich am Ende eines Schulblocks auf den Betrieb – und umgekehrt: Denn nach dem oft anstrengenden körperlichen Tun erscheint auch das Lernen wieder in einem anderen Licht.
Von der Schreinerei bis zum Altenheim – über 70 Betriebe stehen zur Auswahl
Wir arbeiten zurzeit mit über 70 Betrieben zusammen, darunter befinden sich u. a. Schreinereien und Kfz-Betriebe, Bauernhöfe, Kunstschmieden, Schneidereien, Hotelküchen, Installations- und Elektrofirmen sowie Kindergärten, Krankenhäuser und Altenheime. Die Jugendlichen können die Betriebe frei wählen, einzige Bedingung ist, dass mindestens zwei Blöcke im handwerklichen und/oder sozialen Bereich angesiedelt sind.